Das Landesnetzwerk Schimmelberatung NRW leistet seit 2012 wertvolle Arbeit bei der Beratung und Vernetzung rund um Feuchte- und Schimmelprobleme in Wohngebäuden. Durch den aktuellen Haushaltsplan der Landesregierung droht der Wegfall der finanziellen Förderung für die Koordination durch die Verbraucherzentrale NRW.
Im folgenden Statement erläutert das Netzwerk die möglichen Auswirkungen und bittet um Unterstützung, um die Fortsetzung der erfolgreichen Zusammenarbeit zu ermöglichen.
Hier folgt das vollständige Statement des Netzwerks:
Statement des Landesnetzwerk Schimmelberatung NRW zur Fortführung der Netzwerkarbeit unter anbieterunabhängiger Koordination der Verbraucherzentrale NRW
Gemäß aktuellem Haushaltsplan der Landesregierung sollen der Verbraucherzentrale ab dem kommenden Jahr keine Fördermittel mehr für den zentralen Themenbereich Energiesparen und energetische Sanierung zur Verfügung gestellt werden. Davon ist auch die Weiterführung der Koordination des "Landesnetzwerk Schimmelberatung NRW" unmittelbar betroffen.
Über diese Information während des letzten Netzwerktreffens waren wir, die beteiligten Organisationen, bestürzt.
Das Landesnetzwerk Schimmelberatung NRW wurde 2012 von der Verbraucherzentrale NRW zusammen mit bereits aktiven lokale Beratungsnetzwerken sowie weiteren Stakeholdern und Fachverbänden ins Leben gerufen. Das Ziel ist die Versachlichung des Umgangs mit dem Thema Feuchtigkeit und Schimmelbildung in Gebäuden. Unterstützt wurde das Netzwerk dabei über die Jahre auch von den thematisch betroffenen Landesministerien und Kammern. Es ist zudem von Anfang an eingebunden in das Netzwerk Schimmelpilzberatung Deutschland, in dem ein jährlicher Fachaustausch erfolgt.
Das Landesnetzwerk Schimmelberatung NRW verfolgt seit der Gründung als Informations- und Austauschplattform folgende Ziele:
- Information über Beratungsangebote in NRW für Betroffene von Feuchte- und Schimmelpilzschäden in Gebäuden
- Hinweise auf Informationen zur Vorbeugung, Beurteilung und Sanierung von Schimmelpilzschäden in neuen und alten Häusern
- Zusammenführung der agierenden Verbände und Akteure zu einem gemeinsamen fachlichen Dialog
Das Auftreten von Schimmel in alten, aber auch zunehmend in neuen oder umfassend sanierten Gebäuden ist ein Dauerthema mit einer langen Historie. Die negativen Auswirkungen von Feuchtigkeit und Schimmel sowohl auf die Bausubstanz als auch auf die menschliche Gesundheit sind mittlerweile unbestritten.
Wie wichtig solche fachgebietsübergreifenden Netzwerke und gemeinsames Handeln sind, hat sich gerade in jüngster Vergangenheit gezeigt. Die Situation bei der Beheizung von Wohnungen verschärfte sich insbesondere durch den Ukraine-Krieg aufgrund hoher Energiekosten und Sparzwängen gerade für geringverdienende und sozialleistungsbeziehende Haushalte, die überwiegend in preiswerteren und nicht - oder nur teilweise - sanierten Gebäuden leben. Mittlerweile lässt sich eindeutig statistisch der Zusammenhang zwischen Armutsgefährdung und Schimmel im Innenraum belegen.
Gerade für diese vulnerablen Gruppen wird weiterhin eine qualifizierte Beratungsunterstützung erforderlich sein, die meist nicht von einer Berufsgruppe oder Einzelpersonen zu leisten ist, sondern nur durch einen fachübergreifenden Dialog und gemeinschaftlich entwickelte Vorgehensweisen und Aussagen.
Ende 2022 hat daher ein Arbeitskreis aus Netzwerkakteuren in kurzer Zeit einen Informationsflyer "Schutz vor Schimmel" mit abgestimmten Aussagen und Empfehlungen zur Vermeidung von Schimmel beim energiesparenden Wohnen entwickelt.
Dieser wurde kurzfristig von den Netzwerkpartner:innen – insbesondere aus der Wohnungswirtschaft – an viele Haushalte weitergeleitet. Seitdem wird er auch von vielen Beratungsstellen und Kommunen nachgefragt.
Wir stellen fest: Schimmelsaison ist mittlerweile das ganze Jahr. Bedingt durch den Klimawandel und die vermehrt auftretenden Starkregenereignisse ist das Problem von Feuchtigkeit und Schimmelbildung nicht mehr auf die Heizperiode beschränkt.
Ein Grund mehr, sich durch eine gute Vernetzung der Fachleute sowie den fachlichen Austausch und gemeinschaftliche Strategien auf diese Situationen vorzubereiten.
Das Landesnetzwerk Schimmelberatung NRW trägt wertvolle, praxistaugliche Informationen zusammen und ist ein Ort für fundierte Fach- und Falldiskussionen. So haben wir uns zum Beispiel intensiv über das Thema "Wie finde ich… fachlich geschulte und qualifizierte Fachbetriebe, Sachverständige, Labore, Mediziner:innen oder Jurist:innen auseinander gesetzt. Abschließend haben sich die betroffenen Netzwerkpartner:innen nach intensiver und konstruktiver Diskussion auf gemeinsame Qualitätskriterien zu Inhalt und Dauer von Ausbildung und Prüfung der "kleinen" Sachkunde-Lehrgänge im Handwerk zur Schimmelbeurteilung und -beseitigung verständigt.
Die gemeinsam entwickelten Materialien und Informationen werden sowohl von den Netzwerkpartner:innen als auch den Institutionen und Organisationen, die mit den Betroffenen von Feuchte- und Schimmelschäden in Kontakt kommen – wie zum Beispiel kommunale Beratungsstellen und Ämter (Sozialamt, Wohnungsaufsicht, etc.) – genutzt.
Von der Internetplattform und den Informationen zur Beratungsunterstützung profitieren letztlich alle Beteiligten, insbesondere die Bewohner:innen durch eine schimmelfreie und gesunde Wohnumgebung sowie die Gebäudeeigentümer:innen durch vermiedene Schadens- und Sanierungskosten, die oft ein Vielfaches der Kosten für Präventionsmaßnahmen betragen.
Wir sehen die angespannte Finanzlage des Landes Nordrhein-Westfalen. Dennoch bitten wir Sie, dazu beizutragen, dass die Verbraucherzentrale NRW die erforderlichen finanziellen Mittel erhält, damit das Landesnetzwerk Schimmelberatung NRW auch zukünftig seine essenzielle Arbeit fortsetzen kann. Die fachübergreifende Arbeit benötigt die bewährte Koordination durch eine anbierterunabhängige Institution.